Sidonia Hedwig Zäunemann#

Sidonia Hedwig Zäunemann wird laut Taufregister der Erfurter Kaufmannskirche 1711 als viertes von sieben Kindern und Tochter eines Juristen geboren.[1] Ihr Vater ist der kaiserliche Notar und Gerichtsprokurator Paul Nikolaus Zäunemann; ihre Mutter, Hedwig Dorothea Güldemund, ist die Tochter eines kaiserlichen Münzmeisters und Stadthauptmanns.[2] Sidonia Hedwig wächst mit den Schwestern Martha Paulina und Johanna Maria Benedictina auf, ihre älteren Geschwister sterben vor ihrer Geburt und ein weiteres, jüngeres Kind stirbt mit einem Jahr. Die Familie lebt im Erfurter Kaufmannsviertel und dort besuchen die Schwestern mutmaßlich die Mädchenschule, die von der Tochter eines Pfarrers, Martha Maria Werder, geführt wird.[3]

Ab 1734 veröffentlicht Zäunemann erste Gedichte, Balladen, gelehrte Schriften und Briefe in Zeitschriften, vor allem in den Hamburgischen Berichten von neuen gelehrten Sachen. 1737 trägt sie als einzige Frau eine Elegie in einem Epicedium auf den verstorbenen Hamburger Professor Johann Albert Fabricius bei. Ebenso 1737 verfasst sie für den Curieusen und immerwährenden astronomisch-meterologisch-oeconomichen Frauenzimmer- Reise und Hand-Calender eine Vorrede in Gedichtform. Zum Jahreswechsel 1737/38 wird sie durch die Universität Göttingen zur poeta laureata gekrönt. Aus dieser Zeit stammt das Kupferbild, das sie, wie die italienische Professorin der Universität Bologna, Laura Bassi, und die Leipziger Dichterin und poeta laureata der Universität Wittenberg, Christiana Mariana von Ziegler, mit den Insignien der Doktorwürde zeigt: Umhang und Lorbeerkranz.

Im Anschluss daran erscheint ihr umfangreicher Gedichtband Poetische Rosen in Knospen, mit teils veröffentlichten und teils unveröffentlichten Texten. Als letztes veröffentlichtes Werk erscheint 1739 ihre Satire Die von denen Faunen gepeitschten Laster. Im Dezember 1740, einen Monat vor ihrem 30. Geburtstag, stirbt sie auf dem Weg zwischen Ilmenau und Erfurt beim Überqueren eines Flusses bei Hochwasser. Sie bleibt zeitlebens unverheiratet.

Verschiedene Motive und Themen durchziehen Zäunemanns Texte und werden immer wieder aufgegriffen und weiterentwickelt, eins davon ist die Frage der Frauengelehrsamkeit, was die Frau leisten kann und darf, wenn sie es will. Zäunemann träumt nicht nur literarisch davon, in vermeintlich männliche Domänen einzubrechen, wie etwa in ihren Soldatenliedern, sondern setzt dies auch in die Tat um, wenn sie in ein Ilmenauer Bergwerk einfährt und darüber ein Lehrgedicht verfasst, das noch in Goethes Weimarer Bibliothek stehen wird.[4]

Ausarbeitung Corinna Dziudzia